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Ein Fall für Mr Holmes

  • Autorenbild: annainisrael
    annainisrael
  • 28. Jan. 2016
  • 2 Min. Lesezeit

Hebräisch zu lernen, ohne das dazugehörige Alphabet zu kennen, erscheint mir noch schwieriger zu sein, als es sowieso schon ist. Manchmal frage ich mich, ob sich Deutsch für Nicht-Muttersprachler so anhört, wie das Hebräische in meinen Ohren klingt.

Man denkt, es werden einfach viele Sch- und Ch-Laute zusammen gemischt, gesalzen mit ein paar Kt-, Zk- und Pt- Kombinationen. Energische Vokale geben als willkürlich ausgewählte Kräuter der Suppe aus völlig fremdartigen Wortgeflechten ihre letzte Würze. Ein Mexikaner meinte scherzhaft zu mir, dass Israelis aufgrund dieser so anderen, etwas harten und abgehackten Sprache durchgehend miteinander zu streiten scheinen.

Versteht man jedoch die ersten Grundsätze, hört genau hin und kann die Buchstaben nach einigen Stunden des ungläubigen Puzzelns endlich auseinanderhalten, wird man jeden Tag mit kleinen Erfolgserlebnissen belohnt. Dieses Lernen erinnert an ein Detektivspiel, bei dem man geheime Codeschriften und Geheimsprachen entschlüsselt. Beim ersten Verstehen von Gesprächsfetzen oder Ausrufen und beim erfolgreichen Anwenden fangen diese geheimnisvollen Zeichen doch an, Sinn zu ergeben. Auf Verkehrsschildern findet man jegliche Ausschilderungen stets auf Hebräisch, Arabisch und praktischerweise auf Englisch, von denen die ersten beiden offizielle Landessprachen sind.

Das sogenannte Ivrit weist einige Besonderheiten auf, was es zu einem ausgesprochen vielseitigen Studienfeld für verregnete Abende oder ruhige Minuten während des Hütens macht.

Anfangen tut das Umdenken schon bei der Leserichtung, die von rechts nach links verläuft.

Man schreibt auch nur in Konsonanten und zwei stummen Buchstaben (א und ע), die für irgendeinen der Vokale stehen können. Um also Schilder, Hinweise, Zeitungen und Bücher verstehen zu können, muss man die Wörter vorher eigentlich schon kennen, um sie korrekt lesen zu können. So könnte aus א נ י (Ich, „ani“ ausgesprochen) also schnell ein „eni“ werden. Längere Wörter bringen noch viel mehr Spaß.

Nachschlagewerke (und Kinderbücher) sind daher mit einem Punkte- und Strichsystem ausgestattet, welches die gesuchten Vokale codiert:

Ein kleiner Gruss für die grauen Zellen folgt… Achtung, die Lösungen kommen direkt darunter.

Der dezente schwarze Fleck auf den Fotos ist übrigens ein neuer treuer Begleiter auf der Linse meiner Kamera. Keine Überzeugungsversuche konnten ihn zum Verlassen seines Stammplatzes bewegen.

Und für alle, die bis hier gekommen sind, gibt es noch einen kleinen Spezialauftrag: Den eigenen Namen, ein beliebiges Wort oder einen anderen kreativen Einfall in Worte zu fassen -

aber auf Hebräisch!


 
 
 

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